Die Lebensline in den Raum bringen

Jeder Mensch hat schon mal bei bestimmten Aussagen erwähnt, dass etwas hinter ihm bzw. noch vor ihm liegt. Im neurolinguistsichen Programmieren wird ganz ausdrücklich darauf eingegangen, dass jeder Mensch innerlich seine Zeit in Form einer Zeitlinie (Timeline) strukturiert hat. Diese persönliche Zeitlinie umfasst die Zeitcodierung unseres Gehirns. Sie stellt die Art und Weise dar, wie Menschen ihre Erinnerung sowie Zukunftserwartungen codieren und abspeichern.

Über die Interventionstechniken im Rahmen der Zeitlinienearbeit (Timeline-Therapy) besteht die Möglichkeit Zugang zu bestimmten Zeitabspeicherungen zu bekommen und diese, soweit erforderlich, zu verändern, um z.B. ein altes Thema abzuschließen, für ein neues Thema mehr Motivation zu bekommen etc.

Natürlich werden bei dieser Vorgehensweise nicht die biografischen Tatsachen an sich verändert, jedoch aber der persönliche Blickwinkel, die persönliche Bewertung dazu. Dies geschieht übrigens hinsichtlich vergangener Erfahrungen auch in der klassischen tiefenpsychologischen Psychotherapie. Dort nennt man das nur anders: Regression und Durcharbeitung früherer Prägeerlebnisse mit dem Ziel der Integration in das Erwachsenen-Selbst.

Genau dieses Ziel hat auch die Zeitlinienarbeit, der Klient liegt allerdings nicht auf der Coach, schaut an die Decke und assoziiert frei mit dem Ziel auf einen früheren Ich-Zustand (Kind-ich) zu regredieren, sondern ist aktiv mit Unterstützung des Anwenders an dem Interventiosprozess beteiligt.

Arbeiten mit der Boden-Timeline

Bei der Zeitlinie (Timeline) am Boden wird eine Linie am Boden markiert (gedanklich oder mit Karten, einer Schnur usw.; siehe Bodenanker), um der inneren Konstuktion von Zeitverarbeitung in Form einer dieser Linie Zeit-Interpretation zu geben.

Eine bestimmte Stelle auf dieser Linie hat die Bedeutung der Gegenwart, in eine Richtung führt die Zeitlinie in die Vergangenheit, in die andere in die Zukunft. So kann der Klient körperlich sich in die jeweilige Zeitspanne hineinbewegen. Dies hat den Vorteil, dass der Klient einen wesentlich assoziierteren Bezug zu den entsprechenden Erlebnissen bekommt, als dies in der reinen mentalen Vorstellung z.B. im Sitzen oder Liegen möglich ist.

"Die Zeitlinie? Wir haben überhaupt keine Zeit um über die Zeit zu sprechen."
Deanna Troi (Star-Trek): Der erste Kontakt – für Andreas

In Bezug auf die jeweilige veränderungswürdige Situation wird der Klient dabei unterstützt, die für die Bewältigung erforderlichen Ressourcen in der Vorstellung einfliessen zu lassen, um dadurch einen ressourcenreicheren Zugang zu eigenen Biografie und den Gestaltugsmöglichkeiten seiner Zukunft zu bekommen.

Arbeiten ohne Coaching-Anlass

Die Beschäftigung mit der eigenen Biografie in Form einer Timeline – beispielsweise mit Bodenankern zur Visualisierung wichtiger Lebensstationen – ist auch eine wertvolle Methode zur Selbstreflexion. Auch ohne akute Probleme oder konkrete Coaching-Anliegen kann diese Form der Biografiearbeit tiefe Einsichten in die eigene Lebensgeschichte ermöglichen.

Durch das bewusste Zurückverfolgen des eigenen Weges werden prägende Erfahrungen, Wendepunkte und Muster sichtbar. Dies stärkt das Verständnis für persönliche Entwicklungen, Werte und Entscheidungen. Die Timeline kann erlebbar machen, welche Ressourcen und Stärken aus vergangenen Erfahrungen erwachsen sind, und hilft, diese gezielt für die Gegenwart und Zukunft zu nutzen.

Darüber hinaus unterstützt die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie die Entwicklung eines authentischen Lebens. Wer sich seiner Geschichte bewusst ist, kann klarer erkennen, was ihm wirklich wichtig ist, und dadurch stimmigere Entscheidungen treffen. Die Biografiearbeit wirkt wie ein innerer Kompass: Sie fördert Selbstakzeptanz, stärkt das Gefühl für die eigene Identität und hilft, das eigene Leben mit mehr Sinn und Kohärenz zu gestalten.

Zugrundeliegende Konzepte

Die Boden-Zeit-Linie verknüpft das Konzept der Boden-Anker mit dem Konzept der Zeit-Linie. Boden-Anker sind ein hervorragendes Instrument, um Erinnerungen an vergangene Erlebnisse und Vorstellungen über künftige Ereignisse zu aktivieren und systematisch zu nützen. Diese Arbeit erlaubt in besonderer Weise, Erinnerungen und Vorstellungen exakt und abgegrenzt assoziiert sowie auch dissoziiert z.B. aus einer Meta-Position heraus zu erleben und Veränderungen in seinem mentalen Konstrukt vorzunehmen.

Viele Vorgangsweisen des neuro-linguistischen Programmierens werden heute mit Boden-Zeit-Linien durchgeführt. Bekannte Beispiele sind: Change-History, Phobie-Techniken (Fast Phobia), Traumata-Techniken und Neuprägung (Timeline-Reimprint) oder die Verwendung der Boden-Zeit-Linie bei der Ziele-Arbeit.

Wozu ist das gut?

Warum sollte man die Biografiearbeit mit der Bodentimeline in Erwägung ziehen

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie hilft, persönliche Entwicklungen, Stärken und wiederkehrende Muster zu erkennen, wodurch ein tieferes Selbstverständnis entsteht. Eine Boden-Timeline macht Lebensstationen nicht nur sichtbar, sondern auch körperlich erfahrbar, was emotionale Erinnerungen intensiver zugänglich macht.

Durch das bewusste Reflektieren vergangener Erfahrungen kann man Ressourcen aktivieren und bewusster entscheiden, wie man sein Leben in Zukunft gestalten möchte. Die visuelle und räumliche Darstellung auf einer Boden-Timeline erleichtert es, Zusammenhänge zwischen Ereignissen zu erkennen und neue Perspektiven auf die eigene Geschichte zu gewinnen. Wer sich seiner eigenen Biografie bewusst ist, kann authentischer leben, weil er klarer weiß, was ihm wirklich wichtig ist und welche Werte ihn leiten.