Die Macht der Glaubenssätze

Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens Überzeugungen (Paradigmen), die ihn im Leben Sinn und Halt geben können, ihn aber auch manchmal mit dem Leben hadern oder verzweifeln lassen. Der Begriff "Belief" steht für Überzeugungen, Einstellungen, Glaubenssätze, Meinungen sowie Leitprinzipien, unsere inneren Landkarten betreffend, die wir benutzen, um unserem Leben eine Orientierung zu geben.

Zusätzlich zu den Werten und Kriterien bilden Menschen Überzeugungen (Glaubenssätze, Beliefs), um die gemachten Erfahrungen betreffend der neuronalen Verarbeitung in einem Erfahrungsrahmen zu vernetzen, damit eine einzelne Erfahrung sinngebend in das ganze Denkmodell eingeordnet werden kann.

Glaubenssatz-Systeme

Diese innere Vernetzung strukturiert sich im Laufe der Jahre zu einem Glaubenssatzsystem. Die einzelnen Glaubenssätze bilden zusammen sogenannte Glaubenssatzmoleküle, um sich gegenseitig zu verstärken. Diese Glaubenssatzsysteme determinieren dann, welchen Sinn, welche Bedeutung wir Ereignissen zuschreiben und bilden den Kern von Motivation und Verhalten. Sie haben die Kraft, bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu fördern sowie auch zu hemmen.

Somit haben Glaubenssätze einen starken, häufig unbewussten Einfluss auf unser Leben. Es entwickelt sich bei länger andauernden Glaubenssatzkonstrukten eine Verbindung zum limbischen System und somit ein starker Gefühlsbezug zu den Inhalten.

Auf diese Weise beeinflussen Glaubensätze letztendlich unsere Entscheidungen, unsere Beziehungen zu anderen Menschen, unsere Gesundheit, sogar unsere Intelligenz, Konflikt-Verhalten somit den gesamten Lebensweg.

So können sich einschränkende Überzeugungen wie "Gedankenviren" manifestieren und sich als scheinbar unüberwindliche Hindernisse darstellen.

Ihre Kraft bekommen Glaubenssätze speziell dadurch, dass sie ein hohes Maß an Generalisierungen = Verallgemeinerungen (z. B. immer, alle, jeder, nie) aufweisen. Durch die Generalisierung wird von einer/wenigen Erfahrungen kognitiv und sprachlich auf eine Grundhaltung transformiert (hoch gechunkt), Ausnahmen werden damit getilgt, Differenzierung ausgeschlossen.

Glaubenssätze sind Verallgemeinerungen über

  • Zusammenhänge,
  • Bedeutung,
  • Grenzen

und zwar hinsichtlich

  • der Welt um uns herum,
  • spezieller Verhaltensweisen,
  • Fähigkeiten,
  • unserer Identität

und bestimmen somit unsere gesamte Wahrnehmung, unser Denken, Fühlen und Verhalten.

Negative, hinderliche, ressourcearme Glaubenssätze entstehen häufig durch vergangene Verlust-, Versagens- und Problemerlebnisse. Manchmal werden Glaubenssätze von anderen wichtigen Bezugspersonen auch unreflektiert übernommen. So können sich aus früheren Hilflosigkeiterfahrungen mentale Konstrukte bilden, die bis in die Gegenwart und Zukunft hineinwirken.

Ziel der Arbeit mit Glaubenssätzen

Die Arbeit mit Glaubenssätzen hat das Ziel, Menschen ressourcen- und lösungsorientierte Glaubenssätze zur Verfügung zu stellen (siehe hierzu: Ressourcen). Es geht dabei allerdings nicht wie im reinen „positiven Denken“ um die Vermittlung allgemeiner positiver Affirmationen. In der Veränderungsarbeit mit Glaubenssätzen, wird die innere Vernetzung der Glaubenssatzmoleküle exploriert und möglichst beginnend bei Kernglaubenssatz (meist eine sehr frühe Prägeerfahrung) nach und nach durch den Einsatz vielfältiger Techniken eine kognitive Umstrukturierung angestossen.

Die Arbeit mit Glaubenssätzen basiert weitgehendst auf den Vorgehensweisen in der kognitiven Verhaltenstherapie. Hauptsächlich verwendete Technik sind das Metamodell der Sprache sowie die Sleight of Mouth Patterns (entsprechend dem sokratischen Dialog in der kognitiven Verhaltenstherapie).

© Bernhard Tille, 2023