Generalisierungen – manchmal zu abstrakt

Verallgemeinerungen basieren auf Abstraktionen. Durch die Generalisierung wird in Problemsituationen z. B. versucht, den persönlichen Bezug/ die Betroffenheit zum Thema wegzufiltern. Man kann sich eine Generalisierung als ein abstraktes Gemälde vorstellen: Bestimmte, als relevant empfundene Elemente, werden – zu Last der Detailfülle – hervorgehoben. Sie gelten als "Verletzungen" im Meta-Modell der Sprache.

Typische sprachliche Muster, die auf Verallgemeinerungen hinweisen sind

  • Fehlender Bezugsindex: die Person (die Personen) oder die Sache (die Sachen), von der der Satz handelt, wird nicht genannt.
    Beispiel: Konkrete Erfahrung: Meine Frau Karin hat mich verlassen. Generalisierung: Frauen sind unberechenbar.
  • Universalquantoren: das sind Wörter wie: jeder, immer, alle, überall, nirgends, niemals, keiner, nichts, ...
    Beispiel: Man kann niemandem vertrauen (Wer genau mich wie enttäuscht hat bleibt verborgen).
  • Unspezifische Verben: es wird nicht konkret gesagt, wie etwas geschieht, z. B. Du machst mich wütend (wodurch genau ich wütend werde, bleibt verborgen)

Sinnesspezifisch konkretere Informationen können durch Nachfragen (siehe Meta-Modell) gewonnen werden. Das Ziel ist, den Sprecher wieder mit der persönlichen Erfahrung in Kontakt zu bringen.

Generalisierungen sind nicht pauschal "schlecht"

Unser Gehirn bildet Generalisierungen als eine Art effizienten kognitiven Shortcut. Dies geschieht aus verschiedenen Gründen:

  • Ressourceneffizienz: Unser Gehirn ist ständig einer Flut von Informationen ausgesetzt. Indem es Generalisierungen bildet, kann es ähnliche Informationen in einer einzigen Kategorie zusammenfassen und somit Speicherplatz und Verarbeitungsleistung sparen.
  • Schnelle Entscheidungsfindung: Generalisierungen ermöglichen es uns, schnell auf Situationen zu reagieren, ohne jedes Mal von Grund auf neu zu lernen. Wenn wir beispielsweise einmal die Erfahrung gemacht haben, dass heiße Oberflächen schmerzhaft sind, können wir diese Information generalisieren und vorsichtig sein, wenn wir auf andere heiße Oberflächen treffen, ohne jedes Mal die spezifische Temperatur überprüfen zu müssen.
  • Risikominimierung: Durch die Bildung von Generalisierungen können wir potenzielle Gefahren vorhersehen und vermeiden. Wenn wir beispielsweise die Erfahrung gemacht haben, dass bestimmte wilde Tiere gefährlich sind, können wir vorsichtig sein, wenn wir ähnliche Tiere sehen, ohne jedes Mal das spezifische Verhalten jedes einzelnen Tieres bewerten zu müssen.
  • Kognitive Vereinfachung: Die Welt ist unglaublich komplex. Generalisierungen helfen uns, diese Komplexität zu reduzieren, indem sie uns erlauben, sie in einfachere Konzepte oder Muster zu unterteilen. Dies erleichtert das Verständnis und die Verarbeitung von Informationen.

Und dennoch: Obwohl Generalisierungen nützlich sind, können sie auch zu Fehlern führen, wenn sie zu stark vereinfacht oder ungenau sind. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Generalisierungen nur Annäherungen an die Realität sind und nicht jede individuelle Situation berücksichtigen können.

© Bernhard Tille, 2023