Die Kunst des "Ja"-Sagens
Das "Yes-Set" ist eine überzeugende Kommunikationstechnik, die von dem berühmten Hypnotherapeuten Milton Erickson für die Arbeit mit Trance-Zuständen entwickelt wurde.
Milton Hyland Erickson war ein bedeutender US-amerikanischer Psychiater und Begründer der modernen Hypnotherapie. Seine innovativen Methoden und seine Fähigkeit, individuelle Kommunikationsmuster zu nutzen, revolutionierten die psychotherapeutische Praxis. Ericksons Arbeit betonte die Einzigartigkeit jedes Patienten und seine Therapieansätze sind bis heute einflussreich in der psychologischen Forschung und Praxis.
Diese Methode basiert auf der Idee, dass Menschen eher bereit sind, auf eine Anfrage oder ein Angebot mit "Ja" zu antworten, wenn sie zuvor mehrmals mit kleinen, einfachen "Ja"-Antworten zugestimmt haben. Dies schafft eine positive Denkmusterdynamik und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person einer weiteren Anfrage zustimmt. Dieser Ansatz beruht auf dem Konzept der "Utilisation" (mit Klienten/innen in deren Lebenswelt interagieren) das für Erickson so typisch ist.
Ein Beispiel
Hier ist ein dialogisches Beispiel, das den Einsatz des "Yes-Set" veranschaulicht:
Führungskraft: Guten Morgen, Anna! Wie geht es dir heute?
Anna: Guten Morgen! Mir geht es gut, danke.
Führungskraft: Das freut mich zu hören. Du warst gestern bei dem Meeting, richtig?
Anna: Ja, das stimmt.
Führungskraft: Und du hattest einige gute Vorschläge während des Meetings, nicht wahr?
Anna: Oh, danke! Ja, ich habe ein paar Ideen eingebracht.
Führungskraft: Genau, und dein Input war wirklich wertvoll. Würdest du dir vorstellen können, an unserem nächsten Projektteam teilzunehmen?
Anna: Natürlich, ja, ich wäre gerne dabei!
Führungskraft: Das ist großartig! Ich dachte mir, dass deine Expertise dort sehr hilfreich sein könnte. Würdest du gerne an der Planung teilnehmen?
Anna: Oh, ja, ich würde gerne helfen!
In diesem Beispiel nutzt die Führungskraft das "Yes-Set", indem sie Anna zuerst Fragen stellt, auf die sie leicht mit "Ja" antworten kann. Durch die positiven Bestätigungen in Form von "Ja"-Antworten wird eine Zustimmungsdynamik aufgebaut, die Anna dazu ermutigt, weiterhin zuzustimmen. Die Führungskraft lenkt die Konversation geschickt in Richtung der gewünschten Anfrage (Teilnahme am Projektteam), und Anna, die sich bereits mehrmals zugestimmt hat, ist eher bereit, dieser Anfrage zuzustimmen.
Einsatzbereiche des "Yes-Set" außerhalb der Hypnosearbeit
Verkäufer und Werbetreibende nutzen das "Yes-Set", indem sie potenziellen Kunden Fragen stellen, die leicht mit "Ja" beantwortet werden können, um Zustimmung und Kaufbereitschaft zu fördern.
In Verhandlungssituationen setzen Verhandler das "Yes-Set" ein, um eine positive Atmosphäre zu schaffen und den Gesprächspartner in eine zustimmende Haltung zu bringen, was den Weg für eine Einigung ebnet.
Therapeuten und Berater verwenden das "Yes-Set", um Vertrauen und Übereinstimmung mit ihren Klienten aufzubauen, indem sie Fragen stellen oder Aussagen machen, denen die Klienten leicht zustimmen können, was die Zusammenarbeit und das therapeutische Fortschreiten unterstützt.
Das Yes-Set im Selbstcoaching
Im Kontext des Selbstcoachings lässt sich das "Yes Set" – wenn es auch ursprünglich für die Trance-Arbeit entwickelt wurde – ebenfalls nutzen, um positive Veränderungsprozesse anzustoßen, das Selbstvertrauen zu stärken oder hinderliche Gedankenmuster aufzulösen.
Hier einige Ideen, wie das "Yes Set" für Selbstcoaching verwendet werden kann (da im Selbstcoaching die "Du-Form" verwendet wird, wurde der nächste Part ins "Du" gesetzt.
Selbstakzeptanz und Positivität verstärken
Das "Yes Set" kann dazu beitragen, eine positive Selbstwahrnehmung zu stärken. Du stellst dir selbst einfache, wahrheitsgemäße Fragen, die du positiv beantworten kannst.
Beispiel Selbstakzeptanz:
- "Möchte ich meine Ziele erreichen?"
- "Kenne ich die ersten Schritte, die nötig sind?"
- "Kann ich heute einen kleinen Schritt in Richtung meines Ziels machen?"
Diese Fragen erzeugen ein Gefühl der Zustimmung und Akzeptanz, wodurch du dich für größere Ziele oder Veränderungsprozesse öffnest.
Schrittweise Zielerreichung
Das "Yes Set" kann auch helfen, große Ziele in kleine, erreichbare Schritte zu zerlegen. Du stellst dir dabei Fragen, die dich auf den Weg zur Zielerreichung führen.
Beispiel Zielerreichung:
- "Möchte ich meine Ziele erreichen?"
- "Kenne ich die ersten Schritte, die nötig sind?"
- "Kann ich heute einen kleinen Schritt in Richtung meines Ziels machen?"
Durch diese Fragen wird die mentale Barriere gesenkt, da du dich schrittweise und realistisch auf dein Ziel hin bewegst.
Negative Glaubenssätze überwinden
Viele Menschen haben innere Glaubenssätze, die ihnen im Weg stehen. Das "Yes Set" kann verwendet werden, um diese negativen Überzeugungen zu hinterfragen und durch positive zu ersetzen.
Beispiel negative Glaubenssätze:
- "Möchte ich mich besser fühlen?"
- "Bin ich bereit, meine bisherigen Überzeugungen zu hinterfragen?"
- "Gibt es andere Möglichkeiten, die ich in Betracht ziehen könnte?"
Dieser Ansatz bringt dich dazu, dich für neue Gedanken und Perspektiven zu öffnen.
Stressabbau und Entspannung
Um Stress zu reduzieren, kannst du das "Yes Set" verwenden, um eine positive Stimmung zu verstärken und dich auf Entspannung vorzubereiten.
Beispiel Entspannung:
- "Möchte ich mich entspannen?"
- "Spüre ich, wie mein Atem langsamer wird, wenn ich daran denke?"
- "Kann ich mir vorstellen, wie sich mein Körper leichter anfühlt?"
Dies kann helfen, eine entspannte Haltung zu fördern und Stress abzubauen.
Motivation und Disziplin stärken
Wenn du das Gefühl hast, dass dir die Motivation fehlt, kannst du das "Yes Set" dazu verwenden, um dein Engagement für ein bestimmtes Ziel zu verstärken.
Beispiel Motivation:
- "Ist dieses Ziel wichtig für mich?"
- "Kann ich einen kleinen Schritt in die richtige Richtung machen?"
- "Werde ich stolz auf mich sein, wenn ich diesen Schritt gemacht habe?"
Durch die Beantwortung dieser Fragen mit "Ja" stärkst du deine innere Überzeugung und baust Momentum auf, um ins Handeln zu kommen.
Wozu ist das gut?
Die Kunst des "Yes-Set" liegt in der geschickten Verwendung von Fragen und Aussagen, die die Zustimmung der Person auf sanfte Weise fördern, was letztendlich die Bereitschaft erhöht, einer weiteren Anfrage positiv zu begegnen.
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