Utilisation – mit der Energie arbeiten

Im neuro-linguistischen Programmieren werden hypnotische Techniken nach Milton Erickson umfassend eingesetzt.

Utilisieren bedeutet, niemals gegen die Energie zu kämpfen, die von einer anderen Person entgegengebracht wird. Ericksons Vorgangsweise war es, sich vorerst seinen Klienten extrem anzupassen, sie genau zu beobachten, auf minimale Zugangs-Hinweise zu achten und sie auf vielen Ebenen zu spiegeln.

Erickson war ein Meister dafür, tiefen Rapport mit seinen Klienten zu erlangen. Das ermöglichte ihm, mit dem Unbewußten seiner Klienten in Kontakt zu treten, und sie wirkungsvoll zu führen. Widerstand war für ihn kein Verhaltens-Merkmal des Klienten, sondern ein Interaktionsphänomen, welches durch einen geschulten Therapeuten gewinnbringend genutzt werden konnte.

NLP hat diesen Gedanken in seine Grundannahmen übernommen.

Zum Nutzen des/der Klienten/innen

Von Utilisation spricht man auch, wenn Erkenntnisse, Fertigkeiten, Verhalten, Zustände gezielt eingesetzt werden. So spricht man von der Utilisation von Strategien, die vorher erkundet wurden. Es geht also darum kunstvoll das aufgreifen, was gerade ist und es in der Kooperation mit dem Unbewussten zu nutzen.

Im Konzept der "Utilisation" nach Milton Erickson nutzt der Therapeut oder Coach alles, was der Klient mitbringt oder was in der aktuellen Situation vorhanden ist, um den Trancezustand zu induzieren. Hier sind einige Beispiele, wie verschiedene Elemente genutzt werden können:

  1. Umgebung:
    • Geräusche: Ein Coach könnte das Summen eines Ventilators oder das Ticken einer Uhr nutzen, indem er den Klienten anweist, sich auf diese Geräusche zu konzentrieren, um tiefer in die Trance zu gelangen.
    • Licht: Das sanfte Flackern einer Kerze kann als Fokussierungspunkt dienen, um die Aufmerksamkeit des Klienten zu lenken und ihn zu beruhigen.
  2. Körperliche Empfindungen:
    • Atmung: Der Coach kann den natürlichen Atemrhythmus des Klienten nutzen, indem er ihn anweist, sich auf das Ein- und Ausatmen zu konzentrieren und dabei tiefer zu entspannen.
    • Körperhaltung: Wenn der Klient bereits eine entspannte Körperhaltung einnimmt, kann der Coach dies hervorheben und ihn anleiten, diese Entspannung weiter zu vertiefen.
  3. Emotionen und Gedanken:
    • Aktuelle Gefühle: Wenn der Klient nervös ist, kann der Coach diese Nervosität nutzen, indem er sie als Zeichen dafür interpretiert, dass der Klient bereit ist, etwas Neues zu erleben, und ihn dann anleitet, diese Energie in eine tiefere Entspannung umzuwandeln.
    • Gedanken und Bilder: Der Coach kann aktuelle Gedanken oder mentale Bilder des Klienten aufgreifen und sie als Ausgangspunkt für eine Reise in die Trance nutzen, zum Beispiel indem er den Klienten anleitet, sich vorzustellen, wie diese Bilder sich in etwas Ruhiges und Beruhigendes verwandeln.
  4. Sprache und Worte des Klienten:
    • Wortwahl: Der Coach kann die eigenen Worte und Phrasen des Klienten spiegeln und in seine Suggestionen einbauen, um eine tiefere Verbindung herzustellen und das Gefühl der Sicherheit zu erhöhen.
    • Geschichten und Erinnerungen: Persönliche Geschichten oder Erinnerungen des Klienten können genutzt werden, um eine Trance zu induzieren, indem der Coach den Klienten anleitet, sich an eine besonders entspannende oder angenehme Erinnerung zu erinnern und diese Erfahrung zu vertiefen.
  5. Aktuelle Aktivitäten:
    • Gewohnheiten: Wenn der Klient eine bestimmte Routine oder Aktivität hat, die er als beruhigend empfindet (z. B. das Trinken einer Tasse Tee), kann der Coach diese Aktivität in die Trance-Induktion einbeziehen, um eine vertraute und entspannende Atmosphäre zu schaffen.
    • Bewegungen: Kleine, unbewusste Bewegungen oder Ticks des Klienten können genutzt werden, um den Fokus zu lenken und eine tiefere Entspannung zu fördern.

Durch die Nutzung dieser verschiedenen Elemente kann der Coach die Trance-Induktion individuell an den Klienten anpassen und eine natürliche, fließende Erfahrung schaffen, die tiefer und effektiver ist.

Was war vorher?

Bevor Milton Erickson seinen Ansatz der "Utilisation" entwickelte, wurden traditionelle Hypnose-Techniken oft auf eine ziemlich formale und autoritäre Weise durchgeführt. Der Hypnotiseur übernahm dabei eine sehr dominante Rolle und gab dem Hypnotisierten klare und direkte Anweisungen, um ihn in den Trancezustand zu versetzen.

Typische Methoden beinhalteten das Fixieren des Blicks auf ein bestimmtes Objekt, wie zum Beispiel ein Pendel oder eine glänzende Oberfläche, während der Hypnotiseur monotone und beruhigende Anweisungen gab, die oft Sätze wie "Deine Augen werden schwer" oder "Du fühlst dich immer entspannter" beinhalteten. Diese Techniken zielten darauf ab, den Geist des Hypnotisierten zu beruhigen und in einen Zustand tiefer Entspannung zu führen, wodurch eine hypnotische Trance erreicht wurde.

Zusätzlich wurden oft Suggestionen zur Entspannung und Konzentration verwendet, die dazu dienten, den Hypnotisierten in einen Zustand erhöhter Empfänglichkeit für weitere Suggestionen zu versetzen. Dieser Prozess war meist recht starr und folgte einem festgelegten Muster, das wenig Raum für individuelle Anpassungen ließ.

Wozu ist das gut?

Wozu ist es gut, das Konzept der Utilisation zu beherrschen?

Das Konzept der Utilisation zu beherrschen, ermöglicht es einem Coach, die individuelle Situation und die Ressourcen des Klienten effektiv in den Hypnoseprozess einzubeziehen. Dies fördert eine tiefere und persönlichere Trance-Erfahrung, die besser auf die Bedürfnisse des Klienten abgestimmt ist. Zudem steigert es die Flexibilität und Kreativität des Coaches, was zu erfolgreicheren und nachhaltigeren Ergebnissen führen kann.


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