Neuprägung

Das neuro-linguistische Programmieren versucht mit der Technik Neuprägung (Reimrint) alte, negative Lebenserfahrungen aufzulösen. Prägungen sind eingeprägte und prägende Erfahrungen, die die Identität einer Person nachhaltig beeinflußt haben und immer noch beeinflussen.

Eine negative (traumatische) Prägung bewirkt, daß eine Person in ganz bestimmten Kontexten (meist unbewußt) selbst genau jenes Verhalten zeigt, unter dem sie in der entsprechenden Szene ihrer Vergangenheit gelitten hat. Das Prägungs-Erlebnis hat sich als inneres Bild (in allen Repräsentations-Systemen) so intensiv eingeprägt, daß es durch entsprechende Anker in der Gegenwart immer wieder aktiviert wird.

Die Technik der Neuprägung gilt für viele als einer der wichtigsten Techniken der Methode.

Eine Sonderform ist die sogenannte Neuprägung der eigenen Erfahrungen mit den leiblichen Eltern. Dabei geht es darum, Vorstellungen über die verinnerlichten (introjizierten) Elternaspekte zu verändern.

Einsatz von Neuprägung

Neuprägungen sind eine Erweiterung und Kombination der Techniken History Change, Phobie-Technik, Neues Verhalten erzeugen (New Behavior Generator) und Reframing.

Die Anwendung der Reimprinttechnik sollte nur von erfahrenen Anwendern mit Therapieerfahrung durchgeführt werden, da auch traumatische Erlebnisse wieder aktiviert werden können (Re-Traumatisierung), was in der Veränderungsarbeit vermieden werden sollte.

Die Technik Reimprint ist in der Regel für den Klienten ein tiefgehendes Erlebnis und kann oft nachhaltige Auswirkungen auf das Verhalten und die Identität der Person ausüben. Die Technik der Neuprägung kann erweiternd sehr gut mit dem Familienstellen kombiniert werden und so vergangene Belastungen für Klient:innen "nutzbar" zu machen.

Eine ethische Entscheidung

Im Coaching ist das Konzept der "Neuprägung" ein interessantes Thema, das oft zu ethischen Überlegungen führt: Die Idee, dass wir alte Denkmuster und Verhaltensweisen neu formen können, um positive Veränderungen herbeizuführen, ist faszinierend. Doch gleichzeitig stellt sich die Frage: Ist es ethisch vertretbar, diese Neuprägung anzustreben, wenn sie dazu führen könnte, dass wichtige Teile der individuellen Identität oder Vergangenheit des Klienten verändert oder sogar gelöscht werden?

Einerseits bieten Neuprägungen die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und persönlichen Entwicklung. Indem wir alte Muster überwinden und neue Wege einschlagen, können wir unser volles Potenzial entfalten und uns in Richtung unserer Ziele bewegen. Diese Chancen auf Selbstverwirklichung sind zweifellos attraktiv und können im Coaching wertvolle Ergebnisse erzielen.

Auf der anderen Seite sollten wir jedoch die möglicherweise positiven Ergebnisse vergangener Prägeereignisse nicht außer Acht lassen. Unsere Vergangenheit und unsere Erfahrungen haben uns geformt und geprägt, und auch wenn einige dieser Prägungen vielleicht negativ waren, haben sie uns dennoch zu dem gemacht, wer wir heute sind. Eine Neuprägung könnte bedeuten, dass wir wichtige Lektionen verlieren oder uns von Teilen unserer Identität distanzieren, die uns eigentlich ausmachen.

Insgesamt ist es wichtig, im Coaching einen ausgewogenen Ansatz zu finden. Es geht darum, den Klienten bei der Überwindung von Hindernissen zu unterstützen und positive Veränderungen zu fördern, ohne dabei die ethischen Grenzen zu überschreiten oder wichtige Teile ihrer Persönlichkeit zu gefährden.

Es ist ein Balanceakt zwischen Neuprägung und Wertschätzung der Vergangenheit, der Feinfühligkeit und Respekt erfordert.