Kalibrierte Schleifen aka. „calibrated loops“

Kalibrierte Schleifen bezeichnen unbewusste Prozesse, in denen zwei Menschen automatisch immer wieder in dieselben Mechanismen verfallen, Person A auf einen Auslöser von Person B gleichsam automatisch reagiert. Dieses Verhalten wird immer wieder von beiden unbewusst reproduziert (Anker). Eine kalibrierte Schleife ist eine sich ständig wiederholende Sequenz.

Kalibrierte Schleifen bei sich selbst zu erkennen, ist eine der Vorausbedingungen, seinen inneren Zustand selbst steuern zu können. Hier geht es darum, automatisch ablaufende Prozesse (auf einen äußeren Reiz folgt eine unerwünschte Reaktion) zu unterbrechen.

Z. B ist bei einer Paartherapie oft zu beobachten, dass einzelne Ausdrucksformen wie bestimmte Wörter aber auch Gesten sowie Mimik der einen Person beim Beziehungspartner nahezu vorhersagbare Reaktionen (meist negative) auslöst.

… aber warum wiederholen Menschen Dinge, die nicht zielführend oder nicht hilfreich sind sind?

Weil sie hoffen, dass das Wiederholen eines Fehlers irgendwann zu einem anderen Ergebnis führt - ein echtes "Loop"-Dilemma! Zeit aus diesen Schleifen auszubrechen.

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Albert Einstein

Der Sog der Abwärtsspirale

Diese sogenannten „calibrated loops“ bewirken in Form neativer Anker eine ständig wiederkehrende Problematik , die zu emotionalen Überreaktionen führt und den Paarkonflikt aufrecht erhält. Ein Ziel der Therapie wäre in diesem Fall den betreffenden Personen, diesen Reiz-Reaktionsmechanismus bewusst zu machen und im 2. Schritt neue, lösungsorientierte Interaktionsmuster zu verankern.

In anderen Ansätzen wird dieser Begriff der kalibrierten Schleifen manchmal auch Interaktions- oder Kommunikations-Stereotypien oder Interaktions- oder Kommunikations-Redundanzen genannt.

Wer hat's erfunden: Insoo Kim Berg und Steve de Shazer

Eine "kalibrierte Schleife" ist ein Konzept, das in der systemischen Therapie verwendet wird, insbesondere in der Arbeit nach dem Ansatz von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg, den Begründern der lösungsorientierten Therapie. Es bezieht sich auf einen iterativen Prozess, bei dem der Therapeut Interventionen basierend auf dem Feedback des Klienten oder Systems kontinuierlich anpasst. Diese Anpassungen erfolgen, um sicherzustellen, dass die Interventionen effektiv sind und den Bedürfnissen des Klienten entsprechen.

Die Idee hinter der kalibrierten Schleife ist, dass therapeutische Interventionen nicht in einem starren Rahmen festgelegt werden sollten, sondern dynamisch an die spezifischen Bedürfnisse und Reaktionen des Klienten angepasst werden sollten. Der Therapeut führt Interventionen aus, beobachtet die Reaktionen des Klienten darauf und passt dann die Interventionen entsprechend an.

Das Ziel der kalibrierten Schleife besteht darin, die Wirksamkeit der Therapie zu maximieren, indem sie kontinuierlich an die sich verändernden Bedürfnisse und Reaktionen des Klienten angepasst wird. Durch diesen Prozess kann der Therapeut flexibel auf die individuellen Umstände reagieren und sicherstellen, dass die Therapie für den Klienten relevant und hilfreich ist.

© Martin Fellehner / 2024