Anker – angewandte Reiz-Reaktionskopplungen
Ankern ist eine Technik, die auf Arbeiten von Iwan Pawlow zurückgeht.
Pawlow hatte herausgefunden, dass es neben den unbedingten (angeborenen) Reflexen, z. B. Kniesehnenreflex und Lidreflex, noch erlernte Reflexe gibt. Diese bedingten Reflexe sind von einer bestimmten Lernerfahrung abhängig.
Pawlow führte folgendes berühmte Experiment mit Hunden durch: Bei jeder Fütterung ließ er gleichzeitig eine Glocke läuten. Nach einigen Wiederholungen reichte allein das Glocken läuten aus, bei den Hunden Speichelfluss bzw. die Tätigkeit der Bauchspeicheldrüse anzuregen. Somit ereignete sich eine physiologische Reaktion, die normalerweise nur im Zusammenhang mit dem Geruch von Futter auftritt.
Dieses Experiment zeigt, und viele andere ähnliche Versuche haben dies immer wieder bestätigt: Jede beliebige innere Reaktion kann man an jeden beliebigen äußeren Reiz koppeln. Diesen Prozess nennt man Konditionierung. Er wurde zu einem der Eckpfeiler in der klassischen Verhaltenspsychologie und Lerntheorie.
Reiz-Reaktions-Kopplungen im NLP-Kontext
In Weiterentwicklung dieses klassischen Konditionierungsmodells haben Bandler und Grinder das Konzept des Ankerns entwickelt: Die Herstellung einer assoziativen Verbindung zwischen einem Reiz und einer Reaktion des Organismus.
Anker können in allen Sinnessystemen vorkommen. Anker sind z. B. Farben, die eine bestimmte Stimmung auslösen, Musik, die aktiviert oder beruhigt, eine Körperberührung oder ein Geruch, der an ein bestimmtes Ereignis (ein bestimmtes Gefühl) erinnern lässt.
Der T-I-G-E-R
Kriterien wirksamer Ankerarbeit (die Anfangsbuchstaben zusammengesetzt ergeben das Wort TIGER. Dies kann als Merkhilfe dienen):
- Timing des Ankers (Auslösen zur rechten Zeit: Auf dem Höhepunkt der Erregung, 1 : 1 in Bezug zur Erregungskurve, nicht zu früh, nicht zu spät. Bei Unsicherheiten auf 80% zielen.
Wichtig ist, sich auf den Anstieg der Erregungskurve zu kalibrieren. - Intensität des Zustandes: Man kann nur ankern, was da ist. Je intensiver der Zustand, desto besser. Völlig assoziiert und kongruent, möglichst ohne Filterung. Das Beobachten der Physiologie ist extrem wichtig. Das Setzen des Ankers sollte bei 80-85% der Intensität erfolgen.
- Genauigkeit der Wiederholung: Die Auslösung des genau gleichen Stimulus, z. B. ein ganz bestimmter Druck an einer ganz bestimmten Stelle.
- Einzigartigkeit des Ankers: Klare Unterscheidbarkeit von anderen Ankern ohne Überlagerungsgefahr durch andere Erfahrungen.
- Reinheit des Zustandes: Ohne Vermischung nicht dazugehöriger oder unerwünschter Elemente, ausschließlich die Qualität dieses bestimmten Zustandes, der gemeint ist. Inkongruenzen sind durch exaktes Kalibrieren erkennen und beseitigen.
Warum bei 80% ?
In der Literatur findet sich häufig die Aussage, dass ein Anker bei der maximalen Intensität gesetzt werden sollte. In der Praxis hat er sich bewährt, gerade am Anfang auf eine Intensität von 80-85 % zu zielen.
Das hat damit zu tun, dass die Intensität von 100 % nur für wenige Millisekunden Bestand hat. Verpasst man diesen Moment nimmt die Intensität bereits wieder ab. Klient:innen werden dieses unter Umständen als störend erleben. Daher kann es hilfreich sein, den Anker etwas voher zu setzen. Je erfahrener ein Ausübender ist, desto näher wird er sich an die 100 % nähern können.
Grundlegend kann gesagt werden, dass Ankerarbeit immer einen assoziierten Zustand des Klienten voraussetzt, denn beim Ankern werden Bilder, Geräusche, Berührungen, Gerüche und Geschmack an bestimmte Emotionen gekoppelt.
Wozu ist das gut?
Durch die Technik des Ankern ist es möglich in der Veränderungs Arbeit und im Coaching, Klienten/Klientinnen mit Ressourcen zu versorgen. Durch Anker können erarbeitete Ergebnisse "gesichert" werden und über Bodenanker Themen in den Raum (und damit aus dem Klienten) gebracht werden.