Auflösen von Inkongruenzen

Das Unbewußte meldet sich an der sprachlichen Oberfläche als semantische Inkongruenz, die Rückschlüsse darauf zuläßt, welche inneren Konflikte bei einer Person bestehen. In der Arbeit mit Klient:innen wird danach gestrebt, Inkongruenzen zu erkennen, aufzudecken und gegebenenfalls zu aufzulösen.

Die Idee dahinter ist, dass ein kongruentes Verhalten ein höheres Maß an Authentizität ermöglicht und die Selbstwirksamkeitserwartung erhöht.

Begriffsklärung Kongruenz / Inkongruenz

Kongruenz: Übereinstimmung verbaler und nonverbaler Elemente in der Kommunikation. = Alle gegebenen Signale weisen in die gleiche Sinnrichtung.

Inkongruent ist demnach eine Nachricht, bei der die ausgesendeten Signale nicht zueinander passen und sich im Extremfall sogar widersprechen.

Begriffsklärung der Theorie der Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen in der Neurolinguistischen Programmierung

Richard Bandler und John Grinder haben Gregory Batesons Idee übernommen, dass Kommunikation aus Parabotschaften bzw. Teile-Botschaften besteht.

Jede Teile-Botschaft gibt ein Stück des Weltmodells einer Person wieder.

Widersprechende Botschaften kommen demnach von unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen und deuten auf ein inkonsistentes Weltmodell hin.

Jeder Teil wird als:

  • prinzipiell gleichberechtigt anerkannt,
  • Ausdruck seiner eigenen Wahrheit gesehen,
  • als Ressource interpretiert und
  • ihm wird eine gute Absicht unterstellt.

Inkongruenzen sind oft Ausdruck eines inneren unbewussten Konfliktes, z. B. Angst vor Ablehnung (internal oder external).

Wahrnehmen und Erkennen von Inkongruenzen

Inkongruenzen lösen beim Gegenüber Gefühle von Verwirrung und Unklarheit aus.

Wichtig ist daher die achtsame Wahrnehmung: Durch aufmerksame Beobachtung des Gegenübers lassen sich Rückschlüsse auf innere Zustände und Prozesse gewinnen.

Beachtung aller verbalen und nonverbalen Elemente einer Botschaft, u. a.:

  • situativer Kontext
  • Art der Formulierung
  • Modulation der Sprache (Stimme)
  • Körpergestik- und Mimik
  • Physiologie

Mögliche einfache Interventionen

Feedback in Form sich widersprechende Botschaften direkt anzusprechen durch

  • paralleles/simultanes Spiegeln
  • „Ja“ sagen und dabei Kopf horizontal schütteln
  • sequentiell spiegeln
  • bei der Antwort betont den Zusatz „Nicht wahr?“ anhängen
  • Problemworte (verbale Inkongruenzmarker) fragend wiederholen: „eigentlich?“ „sollte?“ „aber?“
  • Frage stellen: „Gibt es etwas, das noch berücksichtigt werden sollte

Technik zur Auflösung

Folgende Schritte bilden eine Vorgeheensweise zur Lösung von Inkongruenzen ab:

1. Inkongruenzen erkennen und thematisieren, zum Beispiel durch Zielübung mit Bodenankern

Wahrgenommen Inkongruenzen ansprechen und Erlaubnis zur Intervention einholen

2. Aufteilen der Inkongruenzen in Polaritäten/Parabotschaften – nacheinander, ohne Vermischung

Aufteilungsmöglichkeiten:

  • räumlich
  • in mentale Bilder
  • psychodramatisch
  • nach Repräsentationssystem
  • Satir-Kategorien

3. Integrieren (Koordinieren) der Polaritäten

  1. Kontakt herstellen (Dialog) – ohne Vermischung, Metamodellierung, erkennen des Konfliktes
  2. Lösungsansatz finden – neues Ziel auf höherer Logischer Ebene, neues Verhaltensmodell entwickeln

4. Ökocheck – Wirken alle Ebenen jetzt kongruent zusammen? (Dilts-Pyramide)

Mit Hilfe der Dilts-Pyramide wird untersucht, ob weitere Inkongruenzen (auf höheren Ebenen) vorliegen.

5. Positive Wirkung

Durch Anhörung der inneren Stimmen eine interne "Ratsversammlung“ einzuberufen, die Lösungsansätze in Gang setzt.

  • Integration aller Teile des Weltmodells einer Person.
  • Herausbildung einer kongruenten Persönlichkeit.
  • Befähigung zur persönlichen Zielerreichung und zufrieden stellenden Lebensgestaltung.

© Bernhard Tille, 2023