Teilemodell

Das Konzept der inneren Persönlichkeitsanteile basiert auf der Grundannahme, dass die Persönlichkeit eines Individuums als ein komplexes Ganzes aus verschiedenen (meist unbewussten) Anteilen beschrieben werden kann.

Sprachliche Hinweise auf eine solche innere Aufteilung können beispielsweise sein: "Einerseits – Andererseits", "... etwas in mir drängt (hält mich zurück) ...", "In diesem Moment war ich nicht ich selbst ...", "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust ...", "Ja, aber ...", und so weiter.

In diesem Modell existieren zum Beispiel Teile, die für Handlungen wie das Aufstehen am Morgen, gelegentliches Verschlafen, Rauchen, wütende Reaktionen auf Kritik, gelegentliches Erröten, kreative Fähigkeiten usw. verantwortlich sind.

Des Weiteren wird in der Psychologie davon ausgegangen, dass jeder dieser Teile eine positive Absicht verfolgt, unabhängig davon, ob wir die Art und Weise, wie er handelt, schätzen oder ablehnen. Das Ausmaß, in dem die inneren Persönlichkeitsanteile miteinander in Einklang stehen, zeigt sich im Verhältnis von Kongruenz zu Inkongruenz.

Die Absicht ist stets positiv

Bei der Arbeit mit inneren Teilen wird zunächst die positive Absicht des Teils ergründet, der unerwünschtes Verhalten hervorbringt. Diese Absicht wird gewürdigt, um eine Versöhnung mit dem Verhalten und dem Teil, der es auslöst, zu ermöglichen.

Anschließend werden neue Möglichkeiten erkundet, um diese positive Absicht auf eine situationsgerechte Weise zu erfüllen. Ein ausgewogener und kongruenter Mensch lebt gemäß diesem Modell in Harmonie mit all seinen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen. Der sogenannte "Ökocheck" dient als Prüfmechanismus, um sicherzustellen, dass die inneren Persönlichkeitsanteile (Strebungen) mit der geplanten Veränderung einverstanden sind.

Wie bei allen anderen Modellen des neurolinguistischen Programmierens geht es auch bei dem Modell der inneren Teile nicht darum, ob es objektiv-wissenschaftlich wahr oder real ist, sondern vielmehr darum, ob es uns dabei hilft, unsere persönlichen Ziele zu erreichen.

Das Modell und seine Entstehung

Das Teile-Modell (auch bekannt als Inneres-Team-Modell oder Parts-Modell) wurde von einer Reihe von Wissenschaftlern und Denkern beeinflusst, die verschiedene Konzepte und Methoden aus der Psychologie, Psychotherapie und Kommunikationstheorie entwickelt haben.

Einer der Pioniere, deren Arbeit einen Einfluss auf die Entwicklung des Teile-Modells hatte, war der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung. Jung führte das Konzept der Archetypen und des individuellen Unbewussten ein, was dazu beitrug, das Verständnis für die Komplexität der menschlichen Psyche zu erweitern. Seine Ideen legten den Grundstein für die Vorstellung, dass die Persönlichkeit aus verschiedenen inneren Aspekten oder "Teilen" besteht.

Ein weiterer bedeutender Einfluss auf das Teile-Modell hatte Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse. Freud betonte die Existenz von unbewussten mentalen Prozessen und inneren Konflikten, die das Verhalten und Erleben einer Person beeinflussen können.

Seine Arbeit trug dazu bei, das Bewusstsein für die Dynamik und Vielfalt der Persönlichkeit zu schärfen, was später im Teile-Modell reflektiert wurde.

Virginia Satir – eine der Begründerinnen der Familientherapie – entwickelte das Konzept des "inneren Familienprozesses", das darauf hinweist, dass verschiedene Teile einer Person wie Mitglieder einer Familie interagieren können. Diese Metapher wurde von einigen Therapeuten aufgegriffen und weiterentwickelt, um das Teile-Modell zu erklären.

Friedemann Schulz von Thun, ein deutscher Psychologe und Kommunikationstheoretiker, trug ebenfalls zur Entwicklung des Teile-Modells bei. In seinem Kommunikationsmodell unterscheidet er verschiedene Ebenen und Aspekte der Kommunikation, darunter auch innere Stimmen oder "Innere Teammitglieder", die unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse repräsentieren. Dieser Ansatz hat Parallelen zum Teile-Modell und half dabei, die Idee der inneren Persönlichkeitsanteile in einem kommunikativen Kontext zu verstehen.

Die Mitbegründer des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP), Richard Bandler und John Grinder, haben ebenfalls ein Stück weit zur Entwicklung des Teile-Modells beigetragen. Durch ihre Arbeit zur Modellierung erfolgreicher Verhaltensweisen und Kommunikationsmuster haben sie verschiedene Techniken und Modelle entwickelt, die zur Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen verwendet werden können.

© Martin Fellehner, 2024