Utilisation triff Fraktionierung
Die Trance-Induktion beschreibt den gezielten Prozess, mit dem eine hypnotische oder hypnotisch anmutende Trance eingeleitet wird – also ein Zustand fokussierter Aufmerksamkeit, bei dem äußere Reize in den Hintergrund treten und innere Prozesse stärker in den Vordergrund rücken. Besonders in der Hypnotherapie nach Milton H. Erickson spielen zwei Konzepte eine zentrale Rolle: Utilisation und Fraktionierung.
Die Utilisation beschreibt die therapeutische Haltung, alles, was der Klient mitbringt – Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, selbst Widerstände oder äußere Störungen – für den Tranceprozess zu nutzen, statt sie als Hindernisse zu betrachten. Damit wird der Klient nicht verändert, sondern seine individuelle Realität wird in die Tranceeinleitung integriert.
Fraktionierung wiederum meint das gezielte Wechselspiel zwischen Trance und Wachzustand. Durch das wiederholte Eintauchen und Auftauchen aus der Trance wird der Trancezustand vertieft und stabilisiert, ähnlich wie beim wiederholten Eintauchen in warmes Wasser: Mit jeder Wiederholung wird das Erleben intensiver.
Diese beiden Prinzipien lassen sich exemplarisch in der sogenannten 5-4-3-2-1-Methode nach Milton H. Erickson beobachten. Diese Methode basiert auf der bewussten Wahrnehmung der Sinne: Die Klientin oder der Klient wird angeleitet, jeweils fünf Dinge zu benennen, die sie sehen kann, dann vier Dinge, die sie hören kann, drei Dinge, die sie spüren kann usw., bis zur „1“. Dabei wird die Aufmerksamkeit systematisch nach innen gelenkt. Die Methode nutzt (utilisiert) das, was im Moment sinnlich erfahrbar ist, als Einstieg in einen Tranceprozess. Gleichzeitig erzeugt sie durch den rhythmischen Ablauf und das schrittweise Reduzieren der Sinnesreize einen Effekt der Fraktionierung – zwischen innerer und äußerer Wahrnehmung, zwischen bewussten und unbewussten Prozessen.
Durch die Verbindung von Utilisation und Fraktionierung ermöglicht die 5-4-3-2-1-Methode eine besonders elegante, sanfte und zugleich effektive Form der Trance-Induktion, wie sie typisch ist für die ericksonsche Hypnotherapie.
Ein Beispiel für eine 5-4-3-2-1 Induktion
5 sinnlich überprüfbare Wahrnehmungen:
- Du hörst meine Stimme …
- du spürst den Boden unter deinen Füßen
- du fühlst den Stuhl, der dich trägt …
- du bemerkst die Temperatur der Luft auf deiner Haut …
- und vielleicht spürst du auch, wie dein Brustkorb sich beim Atmen hebt und senkt …
4 sinnlich überprüfbare + 1 Trance-Suggestion:
- Du hörst die leisen Geräusche im Hintergrund …
- du spürst, wie deine Kleidung auf deiner Haut liegt …
- du nimmst wahr, wie sich deine Hände anfühlen …
- du bemerkst vielleicht, wie dein Atem kommt und geht …
- und während all das geschieht, kannst du dich vielleicht schon ein klein wenig leichter fühlen …
3 sinnlich überprüfbare + 2 Trance-Suggestionen:
- Du hörst die Klangfarbe meiner Stimme …
- du spürst deine Zunge im Mund …
- du bemerkst, wie dein Körper auf der Unterlage ruht …
- und vielleicht spürst du schon, wie sich dein Geist langsam beruhigt …
- während du dich mehr und mehr entspannen kannst …
2 sinnlich überprüfbare + 3 Trance-Suggestionen:
- Du nimmst wahr, wie deine Füße den Boden berühren …
- du spürst den Kontakt deiner Schultern zur Rückenlehne …und während du das alles wahrnimmst,
- kannst du vielleicht auch schon in eine angenehme Schwere hineinsinken …
- und dich innerlich ein wenig weiter öffnen …
- und einfach nur merken, dass du nicht mehr alles genau verfolgen musst …
1 sinnlich überprüfbare + 4 Trance-Suggestionen:
- Du spürst, wie deine Hände liegen, ganz ruhig …
- und du kannst noch tiefer loslassen …
- dich treiben lassen, wie auf einem ruhigen Strom …
- vielleicht kommen Bilder oder Gedanken, die einfach vorbeiziehen dürfen …
- und dein inneres Erleben darf jetzt mehr Raum einnehmen, während du tiefer gehst
Wozu ist das gut?

Die 5-4-3-2-1 Methode ist eine einfache, grundlegende Möglichkeit, Menschen in Trance zu versetzen. Sie gelingt auch bei Menschen, bei denen die Suggestibilität geringer einzuschätzen ist.
Eine Grundtechniken der Ausbildung zum NLP Practitioner und wird im NLP Master oft wiederholt.
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