Das Soziales Panorama in der Aufstellungsarbeit

Das Soziale Panorama ist ein Modell der Mentalen Repräsentationen von sozialen Beziehungen, das von Lukas Derks entwickelt wurde. Es beschreibt, wie Menschen ihre sozialen Umfelder mental repräsentieren und wie diese inneren Bilder ihre Wahrnehmung und Interaktionen mit anderen beeinflussen. Grundsätzlich geht es darum, wie wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen in Form von inneren, räumlichen Darstellungen visualisieren, also in Form von „inneren Szenen“, die häufig die Positionen und Beziehungen von uns selbst, anderen Menschen und sogar abstrakten Konzepten wie Autorität oder Nähe darstellen.

Im Modell des Sozialen Panoramas stellen sich Personen ihre sozialen Beziehungen wie ein „inneres Bild“ vor, in dem sie sich selbst und andere Menschen in bestimmten Abständen und in spezifischen Positionen wahrnehmen. Diese Anordnung hat eine direkte Wirkung auf die Emotionen, die mit den jeweiligen Beziehungen verbunden sind. Zum Beispiel kann es sein, dass jemand, der eine Person als „zu nah“ im sozialen Panorama empfindet, dabei negative Gefühle wie Druck oder Überforderung erlebt, während eine andere Person, die „weiter entfernt“ ist, als weniger bedrohlich empfunden wird.

Der Ansatz ermöglicht es, soziale Interaktionen und Beziehungen in ihrer Tiefe zu analysieren und gegebenenfalls neu zu gestalten, indem die Positionen und Bedeutungen im sozialen Panorama verändert werden. Auf diese Weise können problematische oder konfliktbeladene Beziehungen umstrukturiert werden, um positive Veränderungen im emotionalen Erleben und in der Kommunikation zu erreichen. Ein wichtiger Teil des sozialen Panoramas ist die Vorstellung, dass Veränderungen der inneren Repräsentationen oft zu tiefgreifenden Veränderungen in der realen Welt führen können.

Das soziale Panorama wird oft in der Systemischen Therapie, im Coaching und in der Persönlichkeitsentwicklung verwendet, um die Wahrnehmung von sozialen Beziehungen zu erweitern und zu verbessern.

In Verbindung mit der Arbeit im Rahmen von Familienaufstellungen wurden Interventionstechniken zur Lösung von familiären Beziehungsthemen unter den Ansatz des inneren Panoramas entwickelt.

Folgende Familienpanorama-Muster sollen helfen Anhaltspunkte zu geben, wo Veränderung einsetzen soll:

Negative Haltungen: Familienmitglieder, die gehasst, nicht gemocht, gemieden, nicht ernstgenommen oder nicht respektiert werden, sind die ersten, die die Ressourcen bekommen, die ihnen zu fehlen scheinen.

Leere Plätze: Die Köpfe und Gesichter von Familienmitgliedern können auf leere Plätze gerichtet sein. Dies ist oft ein wichtiges Zeichen dafür, dass eine wichtige Person fehlt. Diese Person sollte ihren zugehörigen Platz im System einnehmen können.

Doppelte Repräsentation: Wenn ein Familienmitglied an mehreren Stellen vorkommt (unterschiedliche Aspekte einer Person z.B. der liebende Vater / der strafende Vater) deutet das auf eine konflikthafte Beziehung hin. Die gegensätzlichen Aspekte sollten integriert werden.

Gemeinsame Orte: Wenn Orte im momentanen Familienpanorama, die früher von signifikanten Anderen in der Kindheitsfamilie (Eltern, Großeltern, Brüder, Schwestern) eingenommen wurden, jetzt von neuen (Ehepartner oder Kinder) eingenommen werden, besteht die Gefahr der Identifikation. Hier sollte Trennung und Klärung erfolgen, da keiner den anderen ersetzen kann, ohne dass erneute Probleme verursacht werden.

Unveränderte Positionen: Eltern oder Verwandte, die dieselbe Position in der aktuellen und in der Kindheitsfamilie haben, müssen verschoben werden. Diese Verschiebung bringt sie aus der Mitte der Familienanordnung an den zeitgemäß adäquaten Platz.

Grenzüberschreitung: Bei Selbstbildern, die signifikant anderen ähneln, sollte geklärt werden, ob sie zum Selbst, zu Anderen oder zu Verstorbenen gehören. Die Repräsentation von derzeit lebenden Familienmitgliedern, die so aussehen, wie verstorbene Familienmitglieder, können eine Verwirrung darüber anzeigen, ob der Person im sozialen oder spirituellen Bereich ein Platz gegeben werden soll.

Schwaches Selbst: Selbstbilder, die klein, undeutlich und sehr weit weg sind, sollten in Richtung Selbst gezogen werden. Mehrere Selbstbilder können innere Konflikte anzeigen, die gelöst werden sollten.

Fortgehende Familienmitglieder: Die Blickrichtung kann auch darauf hinweisen, dass ein Familienmitglied nicht mehr zum System gehören will. Es ist zu prüfen, ob dieses Mitglied der Familie freigelassen werden kann.

Der Platz des Ehepartners: Ehepartner werden normalerweise im Bereich einer Armlänge lokalisiert. Partner, die sehr nah oder genau vor dem Klienten sind, sollten zur Seite bewegt werden. Wenn Partner weit weg wahrgenommen werden, deutet dies daraufhin, dass die Beziehung stark gefährdet ist.

Einsam: Familienmitglieder, die weit von den anderen entfernt, einsam dastehen, müssen dichter herangebracht werden.

Anordnung im Uhrzeigersinn: Der Mann steht rechts von der Frau, die Kinder folgen einander in der Reihenfolge ihrer Geburt. Wenn Kinder das Elternhaus verlassen, drehen sie der Familie den Rücken zu und schauen in den offenen Raum.

Autoritätsprobleme: Wenn jemand die ganze Menschheit über sich seht, sollte dies verändert werden. Ebenso beim umgekehrten Fall -alle Menschen sind unter ihm- ist eine Intervention nötig. Familienmitglieder, zu denen man aufblicken muss sollten auf gleiche Augenhöhe gebracht werden.

© Bernhard Tille, 2025