Von der Oberflächenstruktur in die Tiefe

Die Oberflächenstruktur entsteht durch die Anwendung von unbewussten Transformationsregeln seitens des Sprechers, die die tiefere Struktur in eine andere Form überführen.

Im Bereich des Kommunikationstrainings wird betont, dass die Oberflächenstruktur der Sprache eine stark vereinfachte Darstellung dessen ist, was der Sprecher wirklich ausdrücken möchte (in seiner Tiefenstruktur). Dies kann leicht zu Missverständnissen führen, besonders in alltäglichen Gesprächen. Zum Beispiel liefert der Satz "Müllers kaufen ein Haus" keine Informationen darüber, wie viele Personen die Familie Müller umfasst, um welche Art von Haus es sich handelt und auf welche Weise es erworben wird.

Wenn der Hörer nun (basierend auf seinen eigenen Annahmen) die Familie Müller als bestehend aus 2 Personen annimmt und das Haus als ein Mietshaus anstelle eines Einfamilienhauses interpretiert, können sich nach mehreren Sätzen der Unterhaltung zwei völlig unterschiedliche Realitäten parallel nebeneinander entwickeln (was gehört wird, ist nicht immer das, was gesagt wird, und was gesagt wird, ist nicht immer gemeint).

Die Oberflächenstruktur der Sprache

Begriffe sind nie richtig eindeutig

Jeder Mensch entwickelt individuelle Assoziationen zu verschiedenen Wörtern. Dies lässt sich leicht überprüfen: Bitten Sie 3-4 Personen, ihre Assoziationen zu den Begriffen Liebe, Auto und Arbeitsplatz zu nennen. Es ist wahrscheinlich, dass Sie völlig unterschiedliche Assoziationen (unterschiedliche Tiefenstrukturen) zu diesen Begriffen erhalten.

"Gedacht ist nicht gesagt,
gesagt ist nicht gehört,
gehört ist nicht verstanden,
verstanden ist nicht einverstanden,
einverstanden ist nicht angewendet,
angewendet ist noch lange nicht beibehalten."
Konrad Lorenz

Um das Problem von Missverständnissen aufgrund unterschiedlicher Tiefenstrukturen einzugrenzen und eine möglichst klare, eindeutige sprachliche Darstellung zu erreichen (Wohlgeformtheit der Sprache), wurde in NLP die Fragetechnik des Meta-Modells entwickelt.

Im Meta Modell wird versucht, die für das Gespräch notwendige Tiefenstrukur über Fragen zu erreichen, damit beide Beteiligte Sicherheit bekommen, von der gleiche Sache zu sprechen, anstatt aneinander vorbei zu reden.

Noam Chomsky: "Erfinder" der Oberflächenstruktur

Der Begriff "Oberflächenstruktur der Sprache" wurde von Noam Chomsky eingeführt, einem renommierten Linguisten und Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Chomsky ist bekannt für seine Arbeiten im Bereich der generativen Grammatik und der Theorie der universellen Grammatik. 

Die Oberflächenstruktur der Sprache bezieht sich auf die tatsächliche Anordnung von Wörtern und Phrasen in einem Satz, im Gegensatz zur Tiefenstruktur, die die zugrunde liegende syntaktische Struktur eines Satzes beschreibt.

Chomsky betonte, dass die Oberflächenstruktur der Sprache zwar wichtig ist, aber nicht ausreicht, um die zugrunde liegende Struktur einer Sprache vollständig zu erfassen. Er argumentierte, dass die Oberflächenstruktur oft durch verschiedene syntaktische Transformationen von der tiefen Struktur abgeleitet wird. Diese Transformationen sind unsichtbar und nicht offensichtlich in der Art und Weise, wie ein Satz tatsächlich ausgedrückt wird.

Chomsky glaubte, dass die Identifizierung und Analyse dieser tiefen Struktur die wahre Natur der menschlichen Sprache enthüllen würde. Daher betonte er die Notwendigkeit, sich nicht nur auf die Oberflächenstruktur zu konzentrieren, sondern auch auf die zugrunde liegende Tiefenstruktur, um ein umfassendes Verständnis der Sprache zu erreichen.