Ab in die Defensive
In Coaching und Therapie besteht die Gefahr, dass "Warum-Fragen" den Klienten in eine defensive Haltung drängen können.
Sie können sich unangenehm fühlen oder das Gefühl haben, rechtfertigen zu müssen, was möglicherweise zu Verleugnung oder Verschleierung führt, anstatt zu einer offenen und ehrlichen Selbstreflexion beizutragen. Insbesondere Fragen wie "Warum hast du das getan?" oder "Warum fühlst du dich so?" können den Klienten unter Druck setzen und eine Barriere zwischen ihnen und dem Therapeuten oder Coach errichten.
Genau das gleiche erreicht man auch durch die Fragen „Wieso“ oder „Weshalb“. Umgangssprachlich spricht man von den so genannen „Sesamstraßen-Fragen“ (wieso, weshalb, warum ...)
Bessere Fragen
Stattdessen können Frageformen, die sich auf das "Wie" und "Was" konzentrieren, oft effektiver sein. Anstatt nach den Gründen zu fragen, die möglicherweise in der Vergangenheit liegen und nicht mehr veränderbar sind, können Fragen wie "Wie fühlt sich das für dich an?" oder "Was könntest du als nächsten Schritt tun?" den Fokus auf den aktuellen Zustand und die Zukunft lenken. Diese Frageformen ermutigen den Klienten dazu, sich auf ihre Gefühle, Gedanken und Handlungen im Hier und Jetzt zu konzentrieren und konstruktive Wege zur Veränderung zu erkunden.
Manchmal muss man nacharbeiten
Wenn dennoch eine "Warum-Frage" gestellt wird und der Klient in eine rechtfertigende Position gerät, ist es wichtig, ihn dazu zu ermutigen, sich bewusst zu machen, dass eine Verteidigung nicht notwendig ist. Stattdessen kann der Therapeut oder Coach weitere Fragen stellen, die den Klienten dazu ermutigen, tiefer zu reflektieren und sich von der Verteidigungshaltung zu lösen. Fragen wie "Welche Gedanken kommen dir in den Sinn, wenn du über diese Situation nachdenkst?" oder "Wie fühlt es sich für dich an, diese Reaktion zu haben?" können den Fokus weg von der Verteidigung lenken und den Klienten dazu ermutigen, sich auf seine eigenen Gedanken und Gefühle zu konzentrieren, ohne das Bedürfnis zu haben, sich zu rechtfertigen. Durch die Schaffung eines unterstützenden Umfelds kann der Klient erkennen, dass es sicher ist, sich ehrlich auszudrücken und dass sein Therapeut oder Coach ihm dabei helfen möchte, sich besser zu verstehen und persönliches Wachstum zu fördern.
Man kann die Warum-Frage aber auch kunstvoll nutzen
Stell dir vor, du bist in einer Situation, in der du jemanden schnell loswerden möchtest, ohne unhöflich zu wirken. Also entscheidest du dich für die "Warum-Fragen-Taktik". Du beginnst das Gespräch mit einem lockeren Lächeln und fragst: "Warum hast du diese auffälligen Socken an?" Die Person könnte überrascht sein, aber hey, das war erst der Anfang!
Dann folgst du mit einem unschuldigen: "Warum bist du so besessen von deinem Lieblingsfilm?" Jetzt fängt die Person vielleicht an, ein wenig nervös zu werden. Aber du bist noch nicht fertig! Schließlich setzt du zum grandiosen Finale an und fragst mit einem Augenzwinkern: "Warum verbringst du so viel Zeit damit, mit mir zu reden?" Wenn du Glück hast, wird die Person lachen und sich vielleicht sogar ein bisschen unbehaglich fühlen. Voilà! Du hast das Gespräch mit einer Prise Humor und ein paar "Warum-Fragen" beendet und kannst nun in die Freiheit fliehen, wenn du das denn möchtest. Wer hätte gedacht, dass die simple "Warum-Frage" auch so viel Spaß machen könnte?