Für dem Coach gibt sie Sicherheit und Struktur – für den Klienten ein positives und vertrauensvolles Erleben des Coaching-Prozesses. Gleichzeitig verhindert sie, dass man „falsch abbiegt“ und an Themen arbeitet, die am eigentlichen Coaching-Anliegen vorbeigehen.
„Wer den Auftrag klärt, öffnet die Tür zu Vertrauen, Wirksamkeit und echter Veränderung.“
Anlass, Anliegen und Auftrag
Die Auftragsklärung baut auf drei Ebenen auf: Anlass, Anliegen und Auftrag.
Der Anlass
Der Anlass bezeichnet die äußere Situation oder den Auslöser, der den Klienten ins Coaching führt. Meist erzählt der Klient von einem konkreten Ereignis, einer Beobachtung oder einem Symptom. Damit ist der Anlass beschrieben, aber noch nicht das Ziel der Arbeit.
Das Aniegen
Das Anliegen geht einen Schritt tiefer. Es beschreibt, was der Klient wirklich verändern oder erreichen möchte. Hier werden Bedürfnisse, Wünsche und persönliche Beweggründe sichtbar. E
s kann vorkommen, dass das Anliegen zu groß für ein Coaching ist oder zu abstrakt. Hier muss das Anliegen in ein präzisen Auftrag runtergechunkt (siehe Chunking) werden.
Der Auftrag
Der Auftrag schließlich ist die klare Vereinbarung, woran im Coaching-Gespräch gearbeitet wird. Er legt Ziel, Vorgehen und Kriterien für Erfolg fest und bildet damit die verbindliche Grundlage für das gemeinsame Tun.
Vom Anlass zum Anliegen
Ausgangspunkt ist fast immer der Anlass, doch dieser allein reicht nicht aus, um Coaching zielführend zu gestalten. Aufgabe des Coaches ist es, das Gesagte so zu explorieren, dass das eigentliche Anliegen erkennbar wird.
Oft bleibt die erste Schilderung noch auf der Ebene von Fakten (in dem Modell der Persönlichkeitsebenen nach Dilts auf der des Umfelds). Hier helfen vertiefende Fragen und paraphrasierendes Spiegeln, um die persönliche Bedeutung sichtbar zu machen.
Sobald klar wird, welches Bedürfnis oder Ziel im Vordergrund steht, kann von einem erkannten Anliegen gesprochen werden.
Beispielfragen für den Übergang vom Anlass zum Anliegen
- „Was genau daran ist für Sie herausfordernd?“
- „Welche Bedeutung hat diese Situation für Sie persönlich?“
- „Was möchten Sie stattdessen erleben?“
- „Wenn sich die Situation verbessert, wie würden Sie das merken?“
- „Warum ist Ihnen dieses Thema gerade jetzt wichtig?“
Vom Anliegen zum Auftrag
Das Anliegen ist die Grundlage, aus der der konkrete Auftrag entwickelt wird. Dabei geht es darum, die Erwartungen des Klienten zu prüfen und gemeinsam zu klären, ob das Ziel realistisch und im Rahmen des Coachings bearbeitbar ist. Erst wenn Auftrag und Ziel so klar formuliert sind, dass beide Seiten wissen, woran gearbeitet wird, gilt die Coaching-Auftragsklärung als abgeschlossen. Wenn dagegen die Beschreibung noch zu allgemein bleibt – etwa „ich will gelassener werden“ – oder die Erwartungen unklar sind, braucht es weitere Nachfragen, bis ein tragfähiger Arbeitsrahmen entsteht.
Beispielfragen für den Übergang vom Anliegen zum Auftrag
- „Woran genau wollen Sie heute arbeiten?“
- „Was ist für Sie ein guter erster Schritt?“
- „Wie würden Sie merken, dass unser Gespräch erfolgreich war?“
- „Welche konkreten Ergebnisse wünschen Sie sich aus dieser Sitzung?“
- „Was erwarten Sie von meiner Rolle in diesem Prozess?“
- „... und was kann ich dabei konkret für Sie tun?“
- „Wo möchten Sie am Ende der Sitzung stehen?“
Auftragsabsicherung
Auch wenn ein Auftrag formuliert ist, lohnt es sich, diesen abzusichern. Hier wird überprüft, ob Coach und Klient tatsächlich vom Gleichen sprechen und ob die Vereinbarung realistisch ist. Diese Absicherung stellt sicher, dass das Coaching zielgerichtet bleibt und keine Missverständnisse entstehen.
Beispielfragen zur Absicherung des Auftrags
- „Habe ich Sie richtig verstanden, dass es Ihnen heute vor allem um … geht?“
- „Wenn wir das erreichen, wäre das für Sie ein gutes Ergebnis?“
- „Gibt es noch etwas, das unbedingt Teil des Auftrags sein soll?“
- „Mal angenommen, es hätte noch eine Frage gegeben, die für unseren Prozess nützlich und hilfreich gewesen wäre und die ich noch nicht gestellt habe… Welche Frage wäre das?“
- „Ist das Thema so eingegrenzt, dass wir es heute sinnvoll bearbeiten können?“
- „Passt dieser Auftrag zu dem, was Sie langfristig erreichen möchten?“
Ein individueller Prozess
Die Dauer und Intensität der Auftragsklärung hängen stark von der Komplexität des Themas und der Bereitschaft des Klienten ab. Manchmal gelingt es in wenigen Minuten, manchmal braucht es mehrere Sitzungen, in denen Reflexion und Präzisierung stattfinden. Wichtig ist, dass bereits dieser Prozess selbst einen hohen Wert haben kann: Schon durch die Auseinandersetzung mit Anlass, Anliegen und Auftrag entsteht Orientierung, die für den Klienten entlastend wirkt. Mitunter genügt die Klärung allein, ohne dass es weiterer Interventionen bedarf.
Bei Folgesitzungen ist es sinnvoll, stets zu prüfen, ob sich am Anliegen oder am Auftrag etwas verändert hat. Dies sollte wertschätzend und klientenzentriert geschehen, etwa indem man nachfragt, ob die ursprüngliche Vereinbarung noch stimmig ist oder ob sich neue Aspekte ergeben haben. Auf diese Weise bleibt das Coaching flexibel und an den tatsächlichen Bedürfnissen des Klienten ausgerichtet.
Wozu ist das gut?

Das Wissen über Auftragsklärung hilft, Coaching-Gespräche klar zu strukturieren und zielorientiert zu gestalten. Es unterstützt Coaches dabei, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass sie tatsächlich an den Themen arbeiten, die für den Klienten von Bedeutung sind. Wer Anlass, Anliegen und Auftrag unterscheiden kann, stärkt die Qualität der Zusammenarbeit und erhöht die Wirksamkeit des Coachings. Gleichzeitig gewinnt der Klient an Selbstreflexion und Klarheit über seine Ziele. Damit wird die Auftragsklärung zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Coaching und Beratung.
FAQs zur Auftragsklärung
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Warum sollte man die Gliederung Anlass – Anliegen – Auftrag im Hinterkopf haben?
Weil sie hilft, zwischen Auslöser, Motivation und konkreter Vereinbarung zu unterscheiden. Diese Struktur verhindert, vorschnell zu handeln, ohne dass das Ziel klar definiert ist.
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Was kann passieren, wenn man diese nicht einhält?
Coach und Klient riskieren, aneinander vorbeizuarbeiten. Es kann geschehen, dass Symptome bearbeitet werden, während es dem Klienten eigentlich um etwas Tieferliegendes geht – oder umgekehrt. Das führt leicht zu Frustration oder Missverständnissen.
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Warum macht eine Checkliste nicht unbedingt Sinn?
Auftragsklärung ist kein mechanischer Prozess. Eine Checkliste kann helfen, sich zu orientieren, sie greift aber zu kurz, weil jeder Klärungsprozess individuell verläuft und Flexibilität, Einfühlungsvermögen und situatives Vorgehen erfordert.